Maria Bienert in Taucha: Gemüsebau mit ganzer Überzeugung
Ihre Worte klingen fast wie eine Entschuldigung: „Ich werde öfter von Kunden gefragt: 'Warum sind eure Möhren so klein oder so dick?' Aber ich habe die Möhren ja nicht produziert“. Unsere Regionallieferantin Maria Bienert rechtfertigt aber nicht das Aussehen ihres Gemüses. Stattdessen hinterfragt sie die Vorstellung eines oder einer „Produzent:in“. Maria Bienert würde sich selbst nie so beschreiben. Denn produzieren kann sie aus ihrer Sicht nichts direkt und nichts allein. Ihre Arbeit versteht sie als Wirken in Kooperation – mit ihrem Hof in Taucha, dem Boden, der Landschaft, der Schöpfung. Fragt man sie danach, wie sie sich selbst bezeichnen würde, zögert sie: „Es ist schwierig, ein gutes Wort zu finden.“ Das Wort „Gärtner“ sei für sie aber „ziemlich treffend“.
Auf dem Bio-Hof in Taucha: Vielfalt im Anbau
Entsprechend korrigiert sie die Frage nach der Produktionsfläche ihres Hofes. Hier bestellen sie und ihr Team heute eine Anbaufläche von 27 Hektar Freiland, hinzu kommen etwa 1600 Quadratmeter in Folientunneln sowie 2500 Quadratmeter im unbeheizten Gewächshaus.
Hier pflegen sie und ihr Team mit biologisch-dynamischen Methoden eine bunte Vielfalt:
Neben Hafer, Weizen, Dinkel, Hirse und Buchweizen säen und ernten sie Möhren, Tomaten, Gurken, Paprika, Rote Bete, Kürbisse, Sellerie, Lauchzwiebeln, Kartoffeln und Brokkoli sowie Grünkohl und verschiedene Sommer- und Wintersalate in Demeter-Qualität. Auch der Anbau von Gemüsesamen gehört zur Arbeit auf dem Tauchaer Betrieb.
Von der Ernte bis zum Samen: Feste Sorten
Die intensive Beschäftigung mit Saatgut ist für Maria Bienert folgerichtig. Auf ihrem Hof baut sie vorrangig samenfeste Sorten an – aus Überzeugung. Zwar wachsen diese Sorten in der Regel langsamer und liefern damit auch weniger Ertrag. Doch das langsamere Wachsen und Reifen der sortenfesten Pflanzen sorge gleichzeitig für mehr Geschmack und Nährwert im geernteten Gemüse. „Mir ist es wichtig, dass das, was ich ernte, auch wirklich ein ganzes Nahrungs- und Lebensmittel ist“, erklärt Maria Bienert ihre Motivation. Schnelleres Wachstum hingegen führe lediglich zu einem höheren Wassergehalt in der Pflanze. Die Folgen: eine höhere Anfälligkeit für Schädlinge und ein verwässertes Aroma. Pflanzen aus Hybridzüchtungen, die die eigenen Sorteneigenschaften nicht stabil erhalten können, sind für Maria Bienert zudem unvollständig. Für sie selbst entstehe die Wertschätzung für sortenfestes Saatgut aus dem Staunen über das Leben – wie sich aus einem kleinsten Korn immer wieder ein neues Individuum derselben Art entwickele. Als Mitglied im Kultursaat e. V. setzt sich Maria Bienert auch über ihren eigenen Betrieb hinaus für den Erhalt und die Wertschätzung samenfester Sorten ein.
Für euch erklärt: Was bedeutet samenfestes Saatgut?
Samenfeste Sorten, Hybridsaatgut, alte Sorten – was meinen diese Bezeichnungen eigentlich? Und was macht samenfeste Sorten und ihr Saatgut aus? Wir haben euch das Wichtigste zum Thema zusammengefasst.
Gutes Gemüse mit gutem Grund
Gemüseanbau mit dem Wissen aus aller Welt
So tief verbunden sie ihrem Hof und seinen Kreisläufen heute sein mag: Ihr Weg nach Taucha führte Maria Bienert über unterschiedlichste Betriebe in der ganzen Welt: Die Ausbildung in biologisch-dynamischer Gärtnerei schloss sie auf dem Warmonderhof in den Niederlanden ab, danach zog es sie bis nach Japan und Neuseeland. Zurück in Deutschland starteten sie und Martin Hänsel schließlich einen gemeinsamen Bio-Hof auf dem Gelände einer vormaligen Gemüsegärtnerei. Das war 1999. Knapp 20 Jahre später, 2018, entschieden sich beide für eine weitere Zusammenarbeit als GbR, aber mit eigenständigen Betrieben. Seitdem betreibt Maria Bienert ihren Hof in der heutigen Form, lehrt und lernt selbst in ihrer täglichen Arbeit.
Gemeinsam für mehr als BIO
Mit der Verbrauchergemeinschaft arbeitet Maria Bienert schon seit vielen Jahren zusammen – und das nach wie vor mit Überzeugung. „Die VG bietet einen sehr direkten Kontakt und auch einen guten Austausch zwischen Kunden und Anbauer“, sagt sie. „Das ist eben was anderes als das BIO, was es sonst gibt.“ Auch deshalb dankt sie allen, die zur VG gehen. Und fügt hinzu: „ Ich hoffe, dass sie der VG treu bleiben.“