Hofnahe Schlachtung: Vorteile & Optionen erklärt
Der Großteil der Nutztiere in Deutschland wird in großen Schlachthäusern geschlachtet, häufig verbunden mit langen Transportwegen. Das Verlassen ihrer gewohnten Umgebung und die Fahrt in beengten Tiertransportern vor der Schlachtung verursachen erheblichen Stress. Das gilt leider auch für Tiere aus Bio-Haltung. Die EU-Öko-Verordnung schreibt zwar vor, dass die Transportwege "möglichst kurz gehalten" werden sollen und auch Bio-Verbände wie Bioland, Demeter und Naturland begrenzen die Transportzeit auf maximal vier Stunden oder 200 Kilometer. Doch die Anzahl der Schlachtbetriebe sinkt. Dadurch wird es für Biolandwirte oft immer schwieriger, lange Tiertransporte zu vermeiden.
Es geht aber auch anders: Durch die Schlachtung von Rindern, Schweinen oder Geflügel direkt auf dem Hof wird der Transport der lebenden Tiere zum Schlachthof überflüssig. Wir stellen euch drei Möglichkeiten vor.
Teilmobile Schlachtung auf dem Hof Mahlitzsch
Auf dem Hof Mahlitzsch hat man mit der teilmobilen Schlachtung schon 2022 eine innovative Lösung eingeführt, die besonders für kleine Betriebe attraktiv ist und zugleich die Region stärkt. Statt die Tiere zu einem entfernten Schlachthof zu transportieren, führt man die Schlachtung in Mahlitzsch mit einer mobilen Schlachteinheit direkt vor Ort durch. Dadurch entfällt der Transportstress für die Tiere. Für die teilmobile Variante werden die Tiere am Stall oder Weiderand an der mobilen Schlachteinheit mit einem Bolzenschussgerät betäubt und in dem Hänger geschlachtet. Erst im Anschluss finden der Transport und die Weiterverarbeitung in einem Bio-zertifizierten Schlachthof statt.
Eigene Schlachterei auf dem Hof bei der Bio-Fleischerei Mörl
Anfangs transportierte auch die Bio-Fleischerei Mörl die eigenen Tiere zu einer externen Landschlachtstelle in Sohland. Doch 2002 entschied sich der Betrieb in Diemen für eine alternative Option: den Bau einer eigenen zertifizierten Schlachterei auf dem Hof. Seitdem bietet diese hofeigene Schlachterei viele Vorteile:
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Stressige Transporte für die Tiere werden gänzlich vermieden.
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Die gesamte Wertschöpfung findet auf dem Hof und damit in der Region statt – vom Aufwachsen der Tiere bis zur Schlachtung, Zerlegung und der Weiterverarbeitung des Fleisches. Das ermöglicht der Bio-Fleischerei Mörl die vollständige Kontrolle über den gesamten Prozess.
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Die eigene Schlachterei schafft planerische und ökonomische Unabhängigkeit von externen Schlachthäusern.
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Die Bio-Fleischerei Mörl bietet die Lohnschlachtung für Betriebe in der Umgebung an. Damit können auch die Transportwege für Tiere auf anderen Höfen in unserer Region reduziert werden.
Stressfreie Schlachtung per Weideschuss
Auch beim Weideschuss bleibt das Tier auf dem Hof in seiner vertrauten Umgebung. Anders als bei den vorigen Methoden bleibt das Tier hier jedoch bis zuletzt ruhig auf der Weide in seiner Herde, auch erfolgt keine Fixierung in einem Fangstand. Durch einen gezielten Schuss wird das Tier getötet. Anschließend erfolgt die Weiterverarbeitung auf dem Hof, in einer mobilen Einheit oder im Schlachthaus. Diese Option ist nur für Tiere erlaubt, die ganzjährig auf der Weide sind.
Welche Vorgaben gibt es für die hofnahe Schlachtung?
Alle Formen der Schlachtung sowie die Errichtung von Schlachthäusern werden durch diverse gesetzliche Rahmen geregelt, darunter Verordnungen über Lebensmittelhygiene sowie das Tierschutzrecht. Für die Sonderform der hofnahen Schlachtung gelten besonders strenge Vorschriften: Der gesamte Schlachtprozess wird von einem Veterinär überwacht und muss mindestens drei Tage im Voraus gemeldet werden. Außerdem ist ein spezieller Sachkundenachweis erforderlich, den die schlachtende Person absolvieren muss. Betriebe, die hofnahe Schlachtungen per Weideschuss durchführen, müssen darüber hinaus die Anforderungen des Waffenrechts erfüllen.
Wie kann man erkennen, ob ein Tier auf dem Hof geschlachtet wurde?
Leider gibt es derzeit keine gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnungspflicht, die eindeutig angibt, ob ein Tier auf dem Hof geschlachtet wurde. Dennoch bieten viele Anbieter mit hofnaher Schlachtung eine transparente Kennzeichnung an, etwa mit Hinweisen wie "hofnah geschlachtet" oder "stressfrei" auf den Verpackungen. Diese Hinweise können dabei helfen, Produkte zu identifizieren, die ohne Tiertransporte erzeugt wurden. Ein weiterer Tipp: Sucht direkten Kontakt zu den Erzeugern: Die Verbrauchergemeinschaft Dresden bietet viele Möglichkeiten, direkten Kontakt mit den regionalen Produzent:innen von Wurst und Fleisch aufzunehmen und sie zu ihren Produkten zu befragen. Kommt z. B. beim jährlichen Regionalfest vorbei, nehmt an regelmäßigen Verkostungen teil oder besucht unsere Regionalpartner bei unseren Regionalbusfahrten! Auch in unseren Lieferantenportraits findet ihr weiterführende Informationen zu unseren regionalen Lieferant:innen und deren Kontakten.